Oberm Steinrich am Jesuitenpfad

Ein richtiger Weg oder "Pfad" den die Jesuiten bei Ihren Pilgerzügen gegangen sind ist nicht mehr nachzuweisen. Lediglich der Hinweis "... am Jesuitenpfad" gibt Aufschluß, daß hier einmal ein Weg entlangführte. 

 

Über 300 Jahre gab es die Jesuiten z.B. in Dieburg und in der Stadt Aschaffenburg und dem Umland. Prozessionen sind aus dem Mittelalter zur Marienkirche in Dieburg von Radheim aus bekannt. Die Jesuiten nahmen mit Sicherheit den gleichen Weg von Dieburg weiter nach Aschaffenburg mit der Wegstation Radheim.

 

Bereits Ende 1542 weilte der berühmte Studiengefährte des hl. Ignatius, Pater Pierre Lefévre (Peter Faber) als Gast des Mainzer Kurerzbischofs in Aschaffenburg.

 

Sooft letzterer in seiner dortigen Winterresidenz wohnte, hatte er den einen oder anderen in Mainz stationierten Jesuitenpater als Prediger und Beichtvater bei sich. So lernten die Aschaffenburger die ersten Jesuiten kennen. Auch der hl. Petrus Canisius stieg auf seiner sonst erwähnten Deutschlandreise 1565 in Aschaffenburg ab und hat wohl auch dort gepredigt, vielleicht auch bereits Vorverhandlungen wegen einer Niederlassung daselbst gepflogen.

 

Am 12. November 1612 (12.11.1612) eröffnete Kurerzbischof Johann Schweikhard von Kronberg die erste Jesuitenniederlassung in

Aschaffenburg, wie es heißt „auf sein Verlangen, aber auch der Untertanen selbst Anhalten". Die ersten Patres waren Johann Reinhard Zigler und Adolf Lennepdazu kamen 2 Brüder.

 

Schon 1618 bezeugt der Ordensgeneral Vitelleschi:

Daß der Stand der Residenz Aschaffenburg so vorzüglich ist, freut mich, daß aber in jener Gegend so viele zum katholischen Glauben zurückgekehrt sind, freut mich so sehr, daß ich glaubte, auch dem Hl. Vater Mitteilung machen zu sollen. Auch er hat darüber große Freude empfunden". (Duhr II. 149)

 

1625 wird die kleine Residenz zu einem Kolleg erweitert, dem seit 1619 ein Gymnasium angeschlossen war. Die Jesuiten wohnten zunächst in der ehemaligen Mainzer Kurie in der „grauen Gaß" (jetzt Pfaffengasse), die den merkwürdigen Namen zum kleinen Ägypter" führte.

 

1621 war die neuerbaute Jesuitenkirche zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit eingeweiht und anschließend der Schulneubau in Angriff genommen worden.

 

Pater Zigler berichtet: „Unsere Schulen, welche von Tag zu Tag an Schülern zunehmen, werden schon zu klein.... An Pfingsten gingen bei uns an 1300 Gläubige zur hl. Kommunion".

 

Die Entwicklung war also durchaus erfreulich. Bald entstand auch eine Schülerkongregation, danach eine solche für die Weltgeistlichkeit und eine für die Bürger der Stadt. Alle 3 bestehen noch heute mit stattlichen Mitgliederzahlen. Mit Stiftungsbriet vom 8. März 1626 (08.03.1626) übergibt der Mainzer Kurerzbischof den Aschaffenburger Jesuiten das seit Jahren verwaiste ehemalige Zisterzienserinnenkloster Himmelthal im Tal der Elsava mit seinen Zugehörungen und Rechten; die päpstliche Bestätigung erfolgt am 15. Mai 1627 (15.05.1627) (Archiv H. V. Ufr. 47, 211).

 

1629 übertrug das Stift St. Peter und Alexander den Jesuiten die Predigt an Sonn,- und Feiertagen in der Stiftskirche. 1630 zählte das Kolleg 18 Mitglieder. 1631 starb der Pater Rector als Feldkaplan im Lager Tillys bei Mosbach (Ortsteil von Schaafheim). Auf seinen Rat brachten sich die Patres vor den Schweden in Sicherheit und kehrten erst 1634 wieder nach Aschaffenburg zurück. Dort wütete zu all dem Kriegselend auch noch die Pest und die Patres widmeten sich der Pflege der Kranken und Bestattung der Toten (500 Leichname, lagen den Winter über auf dem zugefrorenen Main, bis sie im Frühjahr beigesetzt werden konnten (Jahresbericht des Jesuitenkollegs). 1637 erfolgte ein neuer überraschender schwedischer Überfall, wobei Kirche und Kolleg geplündert und der Rector Pater Liebst in seinem Zimmer auf den Tod verwundet wurde.

 

1641 schreibt Pater Gysaeus:

Unsere Schulen sind noch sehr schwach besucht; wir haben 3 Humanisten, 8 Syntaxisten, 4 Secundaner und ungefähr 20 Infimisten; aber die kleine Schar fürchtet sich nicht".

 

Doch schon 1644 kann hoffnungsvoll berichtet werden: .„Da nun die Schüler sich mehren und bei Aufführung des Schauspiels „Hermenegild" zu Anfang des neuen Schuljahrs auch den Beifall des Kurfürsten geerntet haben, konnten 3 neue Lehrer angestellt werden, welche die Jugend in 5 Klassen besser unterrichten können" (Duhr II, 151).

 

Die vielfach durch den Krieg ihrer Pfarrer beraubten Orte des Aschaffenburger Umlandes wurden von den Jesuiten mitversehen, so gut es ging. Eine alte Jesuitenstation war das schon im Markgrafenkrieg großenteils zerstörte Nilkheim. Von 1644 an wurden die regelmäßigen Katechesen in den Dörfern um Aschaffenburg wieder aufgenommen.

1647 zählt der Jahresbericht 5000 Kommunionen in der Jesuitenkirche und „mehrere Tausend" in den umliegen den Pfarreien, 1649 „so viele, wie hoch nie seit dem schwedischen Kriegssturm".

 

Was alles überstanden wurde, davon gibt uns eine Statistik Andeutung, wonach Ende des Dreißigjährigen Krieges in der Stadt Aschaffenburg von ehemals 7000 Männern nur noch 700 am Leben waren. Die Vermögenslage des Jesuitenkollegs war seither recht traurig. Die Spessartbauern fällten ohne Erlaubnis Holz im Himmelthaler Klosterwald und fuhren es ab.

Mehrfach wurden die klösterlichen Weinberge bei kriegerischen Einfällen zerstört oder konnte die Ernte nicht eingebracht werden. Mainz bestritt sogar eine Zeit lang den Umfang der Stiftung und erst Kurerzbischof 

Franz von Schönborn stellte um 1700 die volle Dotation des Aschaffenburger Jesuitenkollegs wieder her. Unter den regelmäßig von den Jesuiten betreuten Dörfern werden um 1700 genannt: Sulzbach, Ostheim, Heybach (= Heubach), Wahlstatt, Erlebach.

 

Ein fleißiger Erforscher der Mainzer Kirchengeschichte war der Aschaffenburger Jesuitenpater Johannes Gamans, den Leibniz kannte und (1668) rühmte; leider hinterließ er nur einen riesigen handschriftlichen Torso. 1701 wurde das Kolleg ausgebaut, 1726 ein neues Gymnasium aufgeführt, das erst im letzten Weltkrieg völlig zerstört wurde;

1731 konnte der Unterricht darin aufgenommen werden und die schöne neue Aula reizte direkt zur Aufführung von Schultheaterspielen, wie sie jährlich üblich waren.

 

Die Kongregationen wuchsen auf 5 an. 1731 hielten die Aschaffenburger Patres Missionen in Klingenberg, Stadtprozelten, Miltenberg, Obernburg, Dieburg, Hessenthal und Mönchberg.

 

Bei der Aufhebung 1773 war zu Aschaffenburg nicht das Geringste zu erben. Die Patres führten bei ihrer Abreise nichts mit sich außer dem Kreuz auf ihrer Brust. Sie wurden einzeln verteilt auf die noch bestehenden Klöster in Aschaffenburg, Engelberg, Amorbach, Walldürn, Lohr, Seligenstadt, Dieburg und Bensheimwahrscheinlich damit sie sich nicht so leicht „verschwören" konnten! Mitten in der Nacht erfolgte der Abtransport in Reisewagen unter Aufsicht eines Mainzer geistlichen Commissars. „Weinend liefen die Aschaffenburger den Wagen bis weit vor die Stadt hinaus nach und baten um den Segen der scheidenden Väter. Diese suchten ihre verlassenen Schäflein zu trösten und wiederholten immer wieder: Seid nicht so traurig! Es wird die Zeit kommen wo man uns wieder aufsuchen wird. Wir sehen uns wieder! Betet für uns, wir beten für Euch!" (Link, Klosterbuch II, 177 ff.).

 

Nun, es hat zwar lange gedauert, aber sie sind wirklich wiedergekommen. Seit 1917 besteht wieder eine Jesuitenniederlassung in Aschaffenburg.